Aufdrehen erlaubt: Leitungswasser

Rekordmengen von 11, 3 Milliarden Litern verzeichnete der Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) in den letzten zwei Jahren bei der Abfüllung von Mineral- und Heilwasser. Den größten Boom erlebt stilles Wasser mit einem Zuwachs um 7,5 Prozent auf 1,9 Mrd. Liter allein in 2017.

Zeit also, unser Leitungswasser stärker in den Fokus zu rücken. Schließlich ist es hierzulande das am strengsten kontrollierte Lebensmittel und von bester Qualität. Im Unterschied zum Mineral- oder Tafelwasser, dessen Qualität am Abfüllort gemessen wird, wird sie beim Leitungswasser dort gemessen, wo es aus der Leitung kommt, sprich konsumiert wird. Darüber hinaus enthält es grundsätzlich einen höheren Anteil an wichtigen Mineralstoffen und belastet die Umwelt nicht mit Plastikflaschen oder -verschlüssen. Warum also noch Kisten schleppen und deutlich mehr für den Liter bezahlen, als einfach den Wasserhahn aufdrehen?

Was der Gesundheit gut tut, kann der Hausinstallation allerdings abträglich sein. So werden bei einem 4-Personen-Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 150 Kubikmetern Wasser und einer Wasserhärte von 20° dH (deutsche Härte) fast 60 Kilogramm Kalk in die Trinkwasserinstallation eingeschwemmt. Auch Feststoffpartikel aus dem allgemeinen Versorgungsnetz sowie eine unzulängliche Hausinstallation können die Qualität beeinträchtigen und die Funktion von Trinkwasser-Erwärmern, Armaturen und Brauseköpfen behindern.

Wer auf Trinkwasserhygiene achtet und sicherstellt, dass die Rohre in Haus und Wohnung in gutem Zustand sind, kann dem durch einfache Maßnahmen vorbeugen. Für nahezu alle Anforderungen und gewünschten Wasserqualitäten liefern die SHK-Fachbetriebe einfache und maßgeschneiderte Lösungen – ob für Einfamilienhaus oder Großprojekt. Diese reichen von verschiedensten Filtern und Systemen über physikalische Wasseraufbereitung bis zu 100 % chemiefreiem Kalkschutz, mit dem sich auch ältere Leitungen von Kalk befreien ließen. Bei Ionentauschern als Mittel der allerletzten Wahl sind Vorsicht und eingehende Information geboten.

Wichtig zu wissen ist, dass Hausbesitzer, Hausverwalter etc. als Betreiber einer Trinkwasserversorgungsanlage selbst verantwortlich für die Einhaltung der Trinkwasserverordnung sind und haftbar gemacht werden können. Dies betrifft die gesamte Hausinstallation hinter dem Wasserzähler.

Apropos Wasserzähler: Als die große Wasserspar-Nation in Europa, haben wir den Pro-Kopf-Verbrauch in den vergangenen zwanzig Jahren von rund 150 auf etwa. 120 Liter pro Tag reduziert (Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, BDEW). Da die Trinkwasserversorgungs- und Abwassernetzte sowie die Wasseraufbereitung zu Zeiten dimensioniert wurden, als ein mehr als doppelt so hoher Verbrauch prognostiziert wurde, ist das gesamte Versorgungsnetz heute überdimensioniert. Ein sinnvoller Rückbau wäre zu teuer, also werden Rohre und Kanäle mit riesigen Mengen von Trinkwassern durchspült, um Keimbildung, Korrosion und vieles mehr zu vermeiden. So erklärt sich auch, dass nur etwa ein Drittel der Kosten unseren tatsächlichen Wasserverbrauch widerspiegeln. Der Rest entfällt auf die Grundgebühr.

Zum Schutz der Hausinstallationen sollte man daher lieber einmal mehr als zu wenig aufdrehen und die Leitungen ausreichend durchspülen. Ökologisch und ökonomisch sinnvolle Möglichkeiten des Wassersparens, mit denen wir den wirklich wasserarmen Gegenden dieser Welt Rechnung tragen, gibt es in Hülle und Fülle – ob es der Kauf saisonaler und regionaler Lebensmittel oder der bewusste (Nicht-)Einkauf alltäglicher Konsumgüter wie T-Shirts ist, für deren Produktion Unmengen Wasser benötigt werden (1 kg Bananen -1.000 l, 1 kg Kaffee - 20.000 l, 1 Baumwoll-T-Shirt - 2.495 l; Quellen: waterfootprint.org, yumda.de, lebensmittellexikon.de, Foto: Fotolia).